Ritterschlag für die Bestandsstrecke

Ritterschlag für die Bestandsstrecke

Ein Ritterschlag für die Bestandsstrecke. So lautete die Überschrift in der Schaumburger Zeitung.

Dem Artikel lag ein Schreiben unseres aktiven Mitglieds Lars Büttner zu Grunde:

Der Ausbau der Bestandsstrecke ist ja doch möglich!

Sehr detailliert stellte Phillipp Sell, Projektingenieur bei der Deutschen Bahn, den regionalen Kommunalvertretern und Interessengruppen im Rahmen einer Onlinesitzung am Montag die neuen Pläne der Deutschen Bahn zur Trassenführung durchs Schaumburger Land vor.
Im Wesentlichen ging es dabei zunächst um die Klärung, inwieweit ein Bestandsausbaus der Bahntrasse auf der Strecke zwischen Lindhorst und Bückeburg unter den geforderten 300 km/h-Bedingungen möglich ist.
Während sich nach Einschätzung der Aktivengruppe  Auetal in Not (AiN) die Vertreter der Deutschen Bahn, allen voran Alexander Müller, eindeutig gegen einen Ausbau der Bestandsstrecke und für einen Trassenneubau ausgesprochen hatten, so waren diesmal deutlich einvernehmlichere und innovativere Töne zu vernehmen. Obwohl offenbar noch immer der Neubau präferiert wird, musste doch zugegeben werden, dass die technischen Möglichkeiten zum Ausbau im Bestand zwischen Lindhorst und Bückeburg offenbar gegeben sind. 
Den Ausführungen von Phillipp Sell konnte AiN eindeutig entnehmen, dass ein solcher Ausbau der Bestandsstrecke zwar komplex und anspruchsvoll ist und sicher auch technische Herausforderungen berge, aber dass er eben auch durchaus möglich sei und diverse Chancen offenbare. Von Seiten der DB wurde auf Nachfrage eingestanden,  dass ein Ausbau im Bestand für die Anrainer insofern attraktiv sein könnte, als dass er neu modulierte Bahnhofsanlagen, deutlich verbesserten Lärmschutz und höhere Sicherheitsstandards an der Strecke ermögliche.
Lars Büttner von der Aktivengruppe AiN nahm mit Freude zur Kenntnis, dass die technischen und planerischen Herausforderungen eines Trassenausbaus zwar erheblich seinen,  aber eben nicht als unlösbar eingeschätzt wurden. Ingenieur Sell präsentierte dabei recht detaillierte Pläne und hatte für etliche Probleme beim Bauen im Bestand bereits gute Lösungen parat.
Verärgert hingegen zeigte sich Auetal in Not über das Vorgehen der DB bei der Erstellung der Planungskorridore für eine etwaige Neubautrasse. „Die Ergebnisse seien letztendlich dann doch nichts anderes als die schon lange bekannten Varianten der Schüssler-Pläne“, so AiN. Für weitere Verärgerung sorgte der Umgang der Bahn mit den Schutzgebieten im Schaumburger Land.

In endlosen Sitzungen wurde über Wochen hinweg die Klassifizierung verschiedener Raumwiderstände, die einem Trassenneubau entgegenstehen, diskutiert. Bis endlich ein gemeinsamer Konsens gefunden werden konnte. Dummerweise stellte sich zum Leidwesen der DB dabei heraus, dass das naturräumlich einzigartige Schaumburger Land keinen einzigen Neubaukorridor aufweist,  der nicht mindestens die sehr hohe Schutzklasse 4 oder sogar die höchste Schutzklasse 5 tangiert. Um nicht zugeben zu müssen, dass ein solches  Monsterprojekt in Schaumburg naturräumlich schlichtweg  nicht umsetzbar ist, wurde die Schutzklasse 4 von den Planern der DB schlichtweg de facto zur Bedeutungslosigkeit degradiert.
Nur so hat man überhaupt die Planungskorridore erstellen können.

„Ein solches Vorgehen ist unsachgemäß und wird den räumlichen Gegebenheiten in der Region in keiner Weise gerecht“

moniert AiN.
Daher stießen die Ausführungen von Planungsingenieur Sell, wonach bei einem Ausbau der Bestandsstrecke als Hybridstrecke (also mit Abkürzungen) das 31 Minuten-Fahrzeit-Ziel ggf. doch eingehalten werden könnte auf umso größeres Interesse.

„Und auch wenn es hinterher einige Minuten mehr sein sollten, so war dies doch der Ritterschlag für den Ausbau der Bestandsstrecke“

hält Büttner fest.
Für die Auetal in Not steht fest, dass an einem Ausbau der Bestandsstrecke kein Weg mehr vorbeiführen kann.
Alles andere wäre klimaökologisch, naturräumlich und finanziell unverantwortbar.
Die DB hat interessante Pläne zum Trassenausbau  vorgestellt und sie schien selbst davon überrascht zu sein, dass auch der Ausbau im Bestand funktionieren kann. Nun ist planerisches Talent gefragt, diese Ansätze zum Wohle der Region und mit größtmöglicher Rücksicht auf die Anrainer umzusetzen.

„Auch wenn die Kuh noch lange nicht vom Eis ist, und die Situation unberechenbar erscheint“

 steht für die Auetaler Vertreter eindeutig fest, „dass es nach diesen Ausführungen ein Zurück nicht mehr geben könne“.
Nun ist die Bahn in der Pflicht, auch zu beweisen, dass die technischen Überlegungen, die präsentiert wurden, auch mit Esprit, Umsicht und Talent umgesetzt werden.
Eigentlich geht es nun nicht mehr darum, ob sie es kann, sondern ob sie will!

Ein Neubau aus Prestige oder ein Ausbau aus Verantwortung, ist nun die zu klärende Frage.


Den Zeitungsartikel können Sie hier lesen:


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